Gleich zu Beginn: Ein Highlight des Jahres, meines Lebens und auch wenn es im persönlichen Jahresranking bisher allein von Messa – „The Spin“, die auch starke 80iger Reminiszenzen aufweisen, übertrumpft wird, ein Werk, dass die Menschen unbedingt anhören sollten!
Lord Vigo sollte den meisten bereits von der auf drei Teile angelegten, Blade Runner inspirierten – Albenzusammenstellung (Danse De Noir/We Shall Overcome/???) bekannt sein. Mit Walk The Shadows veröffentlichte die Band dieses Jahr bisher unveröffentlichte Stücke der Wave/Rock-Vorgängerband The Beautiful Dead im vigoisierten Klangbild, abseits dieses Themenkomplexes. Klar, es klingt anders als gewohnt, aber der zusätzliche Wave-Anteil steht der Band mehr als gut zu Gesicht. Es gibt immer noch epische Weiten anzuhören, es klingt weiterhin nach Lord Vigo, aber eben
zusätzlich die wohlig umarmenden Klangwelten, die nur Synthesizer erschaffen können. Das Schlagzeugspiel hat auch diesen Wave-Klang, welches so speziell wie einzigartig in diesem Genre klingt. Es passt einfach alles perfekt zusammen. Da wurde sich definitiv intensiv mit beschäftigt und
nicht einfach nur Altes neu eingespielt.
Dass die Jungs u.a. große Fans der 80iger-Jahre Filme sind, sollte wohl kein Geheimnis sein. Anspielungen und halbversteckte Hinweise ziehen sich durch die gesamte Bandgeschichte. 80iger und Wave, eine Mischung die einfach stimmt. Auch wenn der Sänger die höchsten Töne nicht immer
ganz trifft, so übt gerade der nicht 100% perfekte Gesang, den gewissen Reiz aus, der einen nachhaltig beschäftigt und in mir Sympathie erzeugt. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, bei denen der Gesang zwar perfekt ist, aber in Großteilen nur als Beiwerk angesehen wird, schafft Vinz Clortho, der Mann mit dem stachelbesetzen Stahlhelm, hier mit seiner Stimme ganze Songs musikalisch vor sich herzutreiben bzw. zu dominieren. Klingt jetzt vielleicht wilder, als es in der Realität ist, aber rein instrumental würde die Band für mich nicht funktionieren. Er gibt ihr die gewisse Tiefe, den gewissen speziellen Touch und auch ganz viel Gefühl.
Highlight des Albums ist für mich das großartige We Shall Nut Nut Nut, ähm, „We Shall Not„, bei dem sich allein schon der Refrain tief ins Hirn einbrennt. Dicht gefolgt vom Longtrack El Hakim, der eine phänomenale Gradwanderung zwischen Dungeonsynth, epischer Heldenreise und postrockiger Nonchalance bewerkstelligt, die ihresgleichen sucht. Auch Quatsch, was schreibe ich da, eigentlich ist jeder einzelne Song auf diesem Album ein Highlight, spätestens nach ein paar Durchläufen sollte
eigentlich jeder restlos überzeugt sein.
Das Cover-Artwork wurde übrigens vom talentierten Künstler Markus Vesper beigesteuert, ein näherer Blick auf seine anderen Werke lohnt sich definitiv. Da haben schon weitreichenstärkere Bands ihre Cover in Auftrag gegeben. Dies erwähne ich extra, da im Zuge des KI-Booms leider immer
häufiger zu beobachten ist, dass Bands jeglicher Größe, trotz ihrer eigenen Kunsterschaffung, auf generative, künstliche Grafiken zugreifen. Ich nehme extra für KI-Bilder nicht das Wort Kunst in den Mund, solch Verhalten kann und möchte ich nicht unterstützen. Deswegen hier auch noch ein
Herzenspunkt extra für Lord Vigo und deren Auftrag an einen realen Künstler.
Ich liebe einfach alles an diesem Album. Manche mögen mir jetzt Wiederholung vorwerfen, aber: Unbedingt anhören!
Translation
Right from the start: one of the highlights of the year, maybe even of my life. And although, in my personal ranking, it’s only topped so far by Messa – „The Spin„, which also comes with strong ’80s reminiscences, this is a record people need to hear!
Lord Vigo should already be familiar to most from their Blade Runner-inspired trilogy (Danse De Noir / We Shall Overcome / ???). With Walk The Shadows, the band has released previously unheard material from their wave/rock predecessor project The Beautiful Dead now reimagined in a distinctly “Vigo-ized” sound, apart from that earlier concept. Sure, it sounds different than usual, but the added wave elements suit them perfectly. There are still those epic landscapes to explore; it still sounds like Lord Vigo but now with those warmly enveloping textures that only synthesizers can create. The drumming, too, carries that unmistakable wave character, unique and specific to this style. Everything just fits together beautifully. You can tell they really put thought into this. It’s not just some re-recorded old material.
That the guys are massive fans of 1980s movies should come as no surprise. References and subtle nods run all through their history as a band. 80s and wave, a combination that simply works. And even if the singer doesn’t always hit the very highest notes, that slight imperfection gives the vocals a special charm, a quality that sticks with you and makes the whole thing even more sympathetic. Unlike many other bands where technically perfect vocals often feel like mere decoration, Vinz Clortho, the man with the spiked steel helmet, pushes entire songs forward with his voice. He drives and dominates them musically. That might sound wilder than it really is, but honestly, instrumentally alone, the band wouldn’t work for me. He gives their sound depth, a distinctive touch, and a lot of emotion.
The highlight of the album for me is the brilliant We Shall Nut Nut Nut erm, „We Shall Not“ a track whose chorus instantly burns itself into your brain. Close behind comes the longtrack El Hakim, which masterfully balances dungeon synth, epic hero’s journey, and post-rock nonchalance in a way few others could. Actually, scratch that, every single song on this album is a highlight. After a few spins, anyone should be fully convinced.
The cover artwork, by the talented Markus Vesper, deserves special mention it’s absolutely worth checking out his other works. Bands with much greater reach have already commissioned him for their covers. I’m emphasizing this because, in the age of the AI boom, it’s becoming sadly common to see bands of all sizes, even creative ones, resort to generative, artificial images. I deliberately avoid using the word art for AI pictures. That’s something I can’t and won’t support. So here’s an extra heartfelt point for Lord Vigo for commissioning a real artist.
I simply love everything about this album. Some might accuse me of repeating myself but I’ll say it again anyway: absolutely essential listening!
